Jaroussky trifft Farinelli
Kastraten waren die Superstars des 18. Jahrhunderts. Und einer übertraf sie alle: die Musiklegende Farinelli. Wenn es heute einen Sänger gibt, der in der Lage ist, Farinellis extrem expressives und virtuoses Repertoire authentisch zu interpretieren, dann ist es der Countertenor Philippe Jaroussky, der bereits ein früheres Album Farinellis größtem Konkurrenten Carestini widmete. Mit seinem aktuellen Projekt begibt er sich nun auf die Spuren von Farinellis Lehrer und Meister Nicola Porpora.
Jarousskys Farinelli-Album ist weit mehr als eine Hommage an eine Sänger-Legende. Die Arien stammen von Nicola Porpora – dem Mann, der Farinelli entdeckt, ja: gemacht hat. Er war wahrscheinlich für Farinellis grausame Kastration verantwortlich, bildete seine Stimme in jahrelangem Training hinter verschlossenen Türen aus, um dann der Welt einen Sänger zu präsentieren, bei dessen Auftritten jeder den Atem anhielt und der es zu solchem Ruhm und materiellem Reichtum bringen sollte wie kein Künstler vor ihm. Nur wenig ist über die Zusammenarbeit von Lehrer und Schüler bekannt. Wie Philippe Jaroussky im Booklet schreibt, bleibt nur eines: »Letztlich erklärt die Musik mehr als jede historische Quelle.« Sicher ist: Porpora kannte Farinellis Stimme aufs Feinste, komponierte seine Arien perfekt in dessen geläufige Kehle. Bei seinem ebenso spektakulären wie authentischen Farinelli-Projekt arbeitet Jaroussky mit dem renommierten Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon, in zwei Duetten zudem mit der Mezzosopranistin Cecilia Bartoli zusammen – ebenfalls ein Weltstar in Sachen Kastraten-Wiederentdeckung.